• Der Versuch einen Moment, eine Emotion einzufangen, so
wie der Herr Spinell, der immer, sobald er etwas Wunderschönes sieht, die Augen
sofort und schnell abwendet und nur im Kranz seiner Wimpern den Augenblick
hängen läßt, den er hatte, um den Entschluss fassen können zu bewundern.
(Cosima Reif)
Die Entdeckung von Gefühlen, jenseits der Sprache, in dem ausschliesslich aus
Schwarz-weiß-Fotografien erstellten Film von George Drivas, „Betatest“, steht in
der Tradition des Klassikers von Chris Marker „La Jetee“ von 1962. Bildmixes,
wie die aus tausenden von Fotografien zusammen gesetzten Videos von Jean Gabriel
Périot oder die Filmcollagen von Gerard Cairachi, entwickeln eine Choreographie
der Wahrnehmung die sich in die Augen des Betrachters frisst. Jeremy „Jes“
Benstock geht noch weiter, unter die geschlossenen Augen und untersucht „Phosphenes“,
jene seltsamen Muster die man sieht wenn man die Augenlider schliesst. Klaus W.
Eisenlohr ertastet mit der Kamera eine winzige Bahnstation am Ende der Welt und
findet poetische Bilder die einem das Gefühl geben, eigene Erinnerungen zu sein.
Nick Jordan und Jacob Cartwright verdichten wenige, ruhige Einstellungen zu
Filmgedichten während „Flood“ von Silke Witzsch mit bildnerischen und
akustischen Mitteln ein Bedrohungsszenario erzeugt, das sich auf den ersten
Blick hinter der Hyperästhetik der Videobilder versteckt. aE3 verwandelt
banalste Aufnahmen in endlosen Bearbeitungen zu impressionistischen Miniaturen.
Die kurze Begegnung mit einem tanzenden Mädchen auf dem Nevskiy Prospect in St.
Petersburg wird von Masha Godovannaya zu einem rauhen, verführerischen Portrait
von enormer Bildgewalt.
coup d‘oeil: Augenfutter für Bilderfresser.